Donnerstag, 1. Februar 2007

In Abu Dhabi tourist boards did stately pleasure domes decree...


"in xanadu did kubla khan a stately pleasure dome decree..." heisst es in der eingangszeile zu coleridges (auch er ein weiter imaginärer vorfahre, der wohl in der ahnengalerie so manches jungen menschen aufgetaucht sein mag) traumhaft schönem 'opium'-gedicht-'fragment', die durch die spätere verwendung für die eröffnungssequenz von orson welles citizen kane in die popkultur einging. xanadu. coleridge selbst ist aller wahrscheinlichkeit auf diesen namen durch marco polos reisebericht gekommen, dem die italiener ja schnell den namen 'milione' gaben, seiner angenommenen, aber gerne gehörten übertreibungen wegen. an kubla khan werden sich aufmerksame blogbesucher wegen des berichtes zu sabancis cengiz han-ausstellung erinnern. es gibt in der europäischen kulturgeschichte wenige namen die so sehr mit exotischem, exzessivem luxus verbunden sind wie dieses xanadu. ob es diesen sommerpalast kublai khans jedoch wirklich gab, wie der aussah, das weiss ich bis heute nicht.
auf den spielt aber die heutige new york times mit allen nur möglichen assoziationen mal wieder an, wenn in einem anderen fernen orientalischen land, dem der mythisch reichen ölscheichen, ein solches aus dem boden gestampft werden soll: abu dhabi, so die nyt, plane nun in ergänzung zu den bauten des nachbarn dubai, ein komplett neues viertel mit postmodernen museen zu bestücken. im gegensatz zu dem phantastischen oder auch originalen xanadu kubla khans hat sich dieses jedoch ganz konkrete, d.h. globale ziele gesetzt, und deswegen auch solche namen unter vertrag: frank gehry wird noch einmal eine peggyfiliale eröffnen, noch größer, noch neuer, jean nouvel wird erwartet sowie auch tadao ando und zaha hadid.
allein die rechte für die verwendung sowohl der expertise als auch (und jetzt kommt's) des namens des louvre soll sich abu dhabi eine milliarde dollar kosten haben lassen. nur ein kleiner bruchteil des gesamtbudgets, aber ein symbolischer akt, den die franzosen mit ihrer übersensiblen nase für kulturellen ausverkauf auch gleich gerochen haben:

Abu Dhabi’s Tourism Development and Investment Company announced a deal to build the Guggenheim Abu Dhabi last year. Recently it reached a $1 billion accord to rent the name, art and expertise of the Louvre for a museum to be built on the island. Protests quickly arose in France that that country was selling its patrimony to the highest bidder. The emirate’s tourism officials played down the Louvre plan on Wednesday, insisting the deal was not final.

(interessanterweise gibt es umgekehrt beim institut du monde arabe in paris immer wieder beschwerden von seiten der französischen regierung, dass sie hierfür die kosten fast allein trage und die arabischen staaten ihre versprochenen beitragszahlungen regelmäßig schuldig bleiben...)

ein cultural district deluxe also. mal sehn, was wird aus dieser saadiyet island. aber wenn man's nüchtern überlegt, wird mit ihr zumindest eines immer deutlicher: alle romantischen projektionen, für die das alte xanadu noch so gut herhalten konnte, alles abenteuerliche auch, wie es ein landsmann von coleridge mit solchem public school lehrstoff wie kubla khan es ja war, in sich aufsog, um dann später zu laurenz von arabien zu werden - ist längst obsolet: man lässt ein cultural quarter bauen, top down, und man kann anhand der weltweit messbaren tourismusströme genau belegen, weshalb man das tut. tristes persiques hätte levi-strauss wohl geseufzt, wenn er das gehört hätte. und hör zu opi, du verstehst das nicht, ich muss jetzt auch los, seine enkelin...

und was wusste ich noch gestern von abu dhabi genau? laut wikipedia wohnen dort immerhin rund 80 % bürger ausländischer herkunft, was ja für ein internationales klima spricht.
aber das tun sie in monaco auch, und da kann ich mir einen guten kaffee genauso wenig leisten.

ps: da lobe ich mir die heile bottom up-welt unserer viertels in istanbul, wo ich mir zwar teils vorkomme, wie coleridge selbst, da ständig gasheizungsinstallateure um mich rumspringen und ich deshalb permanent meine sätze vergesse, aber wo man dann auch einfach mal ohne die geringsten bedenken zu einem deutschen sagt: du, geh mal schnell runter auf die strasse und dreh den haupthahn ab - und somit für gut eine dreiviertel stunde das gesamt haus ohne wasser lässt. hoffe nur, keiner hatte derweil brennenden shampooschaum im auge.
aber selbst wenn: gewohnheit ist ja auch eine art meisterschaft.




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