Freitag, 23. Februar 2007

aus spass daran.

heute beim frühstück. ich mache den salat, gehe in die dusche, und als ich rauskomme, stehen da fünf brötchen mit tomatenmark und phantastischem spanischem schinken. es hat einen moment gedauert, es hat tatsächlich einen ganzen moment gedauert, bis mir mein ganzes moralisches geschwätz plus der bilder, die es verursachten, wieder einfiel. der mensch vergisst schnell, wenn er die altbekannte speichelsäure produziert. die brötchenschmiererin war auch ganz schön baff, als sie erfuhr, dass ich das ab jetzt nicht mehr essen kann - und dass sie mit ihren argumenten, es handele sich hier um gute, unbehandelte wurst, die man ruhigen gewissens essen könne, an meiner motivation vorbei zielte. es ging mir nicht um meinen eigenen magen dabei. die buden, an denen ich mich in mexiko ohne mit der wimper zu zucken ernährte, hätten manchmal durchaus für eine mittlere lebensmittelvergiftung gereicht.
und kurz darauf kamen auch schon die nachbarn, beide franzosen (bzw. einer belgier, der ansonsten in carcassonne lebt, plus ein freund von ihm auf besuch). der belgier ist sehr nett, wenn auch etwas sehr bedächtig, wie es dann auch dem klischee entspricht, dass man in frankreich über die belgier hegt, und selbst vegetarier. der franzose ist ersteres auch, das heisst ganz nett, letzteres nicht, das heisst ohne fleisch (dass er franzose ist oder was auch immer spielt übrigens selbstverständlich überhaupt keine rolle dabei, er hätte alles andere auch sein können und die selbe spreche wird einem wohl bald in deutschland auch aufgenötigt). und tatsächlich war ich schon nach zwei minuten von der gesamten diskussion genervt, die dieser anfing, als er erfuhr, dass ich den schinken nicht essen wollte - was für mich kein problem war, es gab ja auch anderes auf dem tisch.
es hätte überhaupt keinen grund gegeben zu diskutieren, denn ich wollte erstmal in ruhe etwas für mich ausprobieren, dass mir instinktiv durchaus nicht leicht fällt: bewusster totalentzug.
spannend aber, wie die fleischesser sich sofort letztlich aus der defensive, in die sich gesetzt fühlten, in die attacke begaben, mit denkbar schlechten witzen und vergleichen:
"Et les plantes alors, elles ont pas des sentiments!?"
merke: was ich bestimmt nicht will, werden wie einer dieser exraucher, die nunmehr sobald sie eine zigarette nur aus der packe lugen sehen, schon demonstrativ zu husten beginnen.
was ich aber vielleicht viel eher will: es als experiment sehen. auch und vor allem als einen selbsttest. wie lange halte ich es durch, wann wird's schwer, keine ahnung, so als wäre ich mein eigener verhaltenstherapeut, wenn man so will. ausserdem interessieren mich, nur so zum registrieren, auch die vielfältigen reaktionen anderer darauf erstmal - denn ich hoffe ganz ernsthaft, ich habe selbst nicht so blöd defensiv reagiert vorher wie mein gesprächspartner heute. sicher bin ich darüber im nachhinein aber auch nicht mehr...

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