Sonntag, 25. Februar 2007

bubble. hm, so schade, dass der titel passte.

schade, und obwohl ich nach fox' letztem film doch schon leicht skeptisch war, habe ich mir dennoch wirklich gewünscht, dieser möge der gute sein, ich war auch tatsächlich drauf und dran zu sagen, es sei der beste film, den er bis jetzt gemacht hat, besser als yossi und jagger, definitiv besser als walking on water, und er hätte es auch werden können: man verliebt sich schon am anfang des films in fast alle wichtigen figuren, vor allem in ashraf und noam, das männliche paar im mittelpunkt, fox hat auch ein definitives talent dafür, dinge mit großer leichtigkeit zu skizzieren, blicke, wortwechsel, vor zärtlichkeiten und expliziter erotik scheut er auf eine wunderbar unverkrampfte weise auch nicht zurück und bubble war mit und lange nach le temps qui reste auch der homosexuellste film, den ich in einem istanbuler kino gesehen habe (was allein schon eine schöne, sagen wir: interessante erfahrung war; dvd wird einfach nie dasselbe sein wie ein saal voller leute). darüber hinaus muss man dem regisseur auch ganz bestimmt zugestehen, soweit er es konnte, jede art schwarzweiss-gutböse-malerei zu umgehen versucht zu haben. man sieht die harschen grenzsoldaten sowie den kaum unterschwellig zu nennenden rassismus der einen seite, man erfährt, dass das haus von ashrafs familie, als er klein war grundlos zerstört wurde, man sieht aber auch die stadtbevölkerung, die die kids, die für eine "rave against the occupation" werben, angreifen und fragen, ob denen denn schon mal das bein eines achtjährigen ins gesicht geflogen sei, weil sich jemand im selben bus hochgesprengt hatte. man sieht die waffen auf beiden seiten, die diese benutzende aggressoren auch - und dazwischen eine jugend, die eigentlich gerne unpolitisch wäre und feiern würde (bzw es in tel aviv auch ausgiebig tut, in gazah träumt man nur davon zu verwandten nach london zu gehen), aber der politik letzten endes nicht entkommt.
man sieht zwar ein schrilleres, bunteres, westlicheres nicht israel, sondern tel aviv, und einen nicht so neonfarbenen gaza, was sich von selbst versteht - aber auch da werden einem (fast bis zum schluss) normale menschen gezeigt, die feiern, englisch sprechen, die letzten endes nicht so viel anders sind als drüben. (hochzeit gefeiert wird, wenn man dem film glauben darf übrigens ganz wie in thrakien :-)
und all das, die grenze, die beiden seiten, die sich absolut unversöhnlich konfrontierenden parteien, hält nach fox' film nur eines zusammen, die liebe, das reine, das wunderbare: romeo und julius. und man geht ein ganzes stück des films mit ihm mit. denn ganz so unglaublich ist das ja nicht. tatsächlich hört man ja selbst von solchen beziehungen gerade in der tel aviver club kultur und wieso auch nicht. an den schauspielern jedenfalls zweifelt man nicht einen moment. wenn auch die beiden seiten einer schwulen beziehung gegenüber keine symmetrischen reaktionen zeigen können, der film kann gar nicht anders als die westliche gay scene als etablierter in tel aviv zu präsentieren als in gaza und der film hat eine seiner prekärsten momente auch, wo sich die beiden zusammen das theaterstück bend ansehen, wo nur ashraf wirklich nachvollziehen kann, dass zwei schwule kz-insassen einen geheimcode für ihre liebe entwickeln müssen - aber diejenigen, die von ashrafs sexualität auf seiten seiner familie erfahren, werden auch nicht einfach als reaktionäre gezeigt, die dies lautstark verdammen.

dann aber die letzten zehn minuten, nachdem alles eigentlich soweit ein wirklich schöner film war, ein plädoyer für den frieden mit einer schwulen liebe als ihrer botschafterin - wird alles schlagartig so grauenvoll total stereotyp: ashraf, ein mensch, der mich vorher wirklich interessiert hat, von dem ich wissen wollte, woher er kam und was aus ihm wird, begeht eine ihrer konstruiertheit, eine von mir absoluten nichtnachvollziehbarkeit wegen grauenvolle tat (wer wissen will, was, ohne den film deshalb zu sehen, lese hier, da dachte jemand fast ganz genauso wie ich), und fox erlaubt sich kurz darauf obendrein auch noch einen stilistisch derart effekthascherischen griff in die kitschkiste, dass diese noch den rest jedes sinnes mit sich ins grab nahm.
und so dehnte sich der titel, der eigentlich nur als metapher für das unbeschwerte leben der großstädter diente, unfreiwillig auf den ganzen film aus: bubble. plopp. was bleibt ist das gefühl, der regisseur habe mir eine colalight für eine gute sache verkaufen wollen. womit das publikum (das alles, schwulen sex vor allem, bravourös konsumierte), dem applaus nach offensichtlich gut umgehen konnte. ich leider nicht.

und beim nachhausekommen dann fassungslose gesichter vor einem louis de funès film, den ich vor ein paar monaten eigentlich nur aus einer kindheitslaune mal auf den computer holte... :)

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