Donnerstag, 8. März 2007

campus watch.

ein sz-artikel, gefunden übrigens auf der seite vom darin besprochenen campus watch selbst (deren name mir auch nicht so gut gefällt) - soviel kritik scheinen sie schonmal zuzulassen. da sieht man nur mal im netz um nach stimmen, die edward saids werk nicht völlig unkritisch gegenüber stehen - und befindet sich im handumdrehen in einem neuen auge des taifuns amerikanischer (nah ost-) forschung. harte bandagen beiderseits...


Campus Watch in the Media

Die Aufpasser
In Amerikas Universitäten setzt sich der Nahost-Konflikt fort
by Petra Steinberger
Süddeutsche Zeitung
October 2, 2002

http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/getArticleSZ.php?artikel=artikel8295.php

Gerade mal zwei Wochen ist sie alt, die Webpage „Campus Watch", und hat ihr Ziel bereits erreicht: die zumindest emotionale Aufmerksamkeit ihrer potentiellen Besucher – egal, ob die Reaktion positiv oder negativ ausfällt. „Campus Watch" hat, im Bewusstsein ihrer hehren Mission, den Studenten amerikanischer Universitäten eine anrüchige Aufgabe gestellt: Sie sollen ihre Professoren und Dozenten unter die Lupe nehmen, zwecks Aufdeckung antiamerikanischer oder antisemitischer Tendenzen. Das Wort für diese Tätigkeit klingt so unangenehm wie das, was es nach Meinung seiner Kritiker beschreibt: Snitch, Spitzel.

„Campus Watch" nennt sich selbst eine Gruppe „amerikanischer Akademiker, die sich um US-Interessen und deren häufige Verunglimpfung auf dem Campus Sorgen macht. Diese Interessen beinhalten starke Bande zu Israel, der Türkei und anderen Demokratien je nach Erfordernis; sie beinhalten Menschenrechte in der gesamten Region; eine stabile Versorgung mit Öl und seinen niedrigen Preis; sowie die friedliche Beilegung regionaler und internationaler Streitpunkte". Und deshalb wolle man „von nun an Professoren überwachen und Informationen über sie sammeln, die die Flammen der Desinformation, der Hetze und der Ignoranz schüren." Zu 14 Universitäten hat man inzwischen Material gesammelt, darunter Harvard, Stanford und Georgetown; zu acht Professoren, darunter renommierte Gelehrte wie Rashid Khalidi und John Esposito.

Kampf im Elfenbeinturm

Das hört sich zunächst an wie die Mission übereifriger Aktionskomitees zum Nahen Osten und kam scheinbar zur rechten Zeit, nämlich nur einen Tag nach einer Rede des Harvard-Präsidenten Lawrence Summers, der vor zunehmendem Antisemitismus auf dem Campus warnte. Doch hat sich „Campus Watch" offenbar einem einzigen Interesse verschrieben: der Beobachtung angeblicher akademischer Apologeten der muslimischen Welt und arabischer Diktatoren. In der Tat, ginge es nur um die Verherrlichung von Gewalt und Despotien, wäre die Wachsamkeit womöglich diskutabel – um den Campus als „Marktplatz der Ideen" zu bewahren, auf dem die unterschiedlichsten und auch unversöhnlichsten Ansichten ausgetauscht werden, solange nicht durch aufgedrängte Agitation die Meinungsäußerungsfreiheit darunter leidet. Doch das Interesse von „Campus Watch" richtet sich schon auf mögliche „parteiliche Indoktrinationen".

Als Beispiel für solches parteiisches Treiben führt die Initiative einen Literaturkurs in Berkeley an mit dem Titel „Politik und Poesie des palästinensischen Widerstandes". „Die brutale israelische Militärbesatzung von Palästina, eine Besatzung, die seit 1948 besteht, hat Millionen von Palästinensern systematisch vertrieben, getötet und verstümmelt", beginnt die historisch tatsächlich simplizistische Kurseinführung – und endet zudem mit dem nach akademischen Standards fragwürdigen Zusatz: „Wer konservative Ansichten hat, der sollte sich in anderen Sektionen umsehen." Nur, muss hier die Gedankenpolizei einschreiten?

Abgesehen davon ist „Campus Watch" selbst Partei. Denn die Gruppe besorgter Akademiker wird angetrieben von Daniel Pipes, dem Herausgeber des Middle East Quarterly vom konservativen, proisraelischen „Middle East Forum". Pipes gehört zu den obsessiven Kritikern der arabischen und islamischen Welt, streitet aber vor allem wider den militanten Islamismus. Dieser ist nicht nur für Pipes verwandt mit den totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts. Und im Gegensatz zu anderen Forschern auf diesem Gebiet sagt Pipes dem Islamismus ein weiteres Anwachsen und zunehmenden Einfluss voraus.

Hintergrund dieser neuen Militanz ist die Debatte, die sich entlang politischer Fronten abspielt. Die Mehrheit der Dozenten an den diversen Nahost-Zentren Amerikas, das behaupten Daniel Pipes, aber auch konservative Medien wie das Wall Street Journal, der National Review oder die dubiose Washington Times, seien inzwischen Anhänger der so genannten „postkolonialen Schule", geprägt von Edward Saids Buch „Orientalismus" und organisiert im Dachverband Mesa, der „Middle Eastern Studies Association". Diese Mehrheit sei antiamerikanisch, antiisraelisch und wissenschaftlich unseriös. Weder hätten sie den 11. September vorausgesehen, noch würden sie einsehen, dass der Terrorismus ein Problem des militanten Islams und die Rückständigkeit der arabischen Welt selbstverschuldet sei. Und deshalb würden sie der CIA und damit Amerika im Kampf gegen den Terror nicht nützen.

Umgekehrt, empören sich die Angegriffenen, dies alles sei Teil einer Kampagne der Israel-Lobby, um israelkritische Stimmen durch den Vorwurf des Antisemitismus mundtot zu machen. „Campus Watch" selbst beruhe auf dem Buch „Ivory Towers on Sand" des Nahost-Wissenschaftlers Martin Kramer, Chefredakteur des Middle East Quarterly, in dem dieser Ende letzten Jahres das „Versagen der Nahost-Studien in Amerika" darzulegen versuchte. Ein neuer McCarthyismus mache sich breit mit den Dossiers und Schwarzen Listen von „Campus Watch". Mehr als 100 Professoren haben nun aus Solidarität verlangt, ebenfalls auf die Liste gesetzt zu werden. Ein möglicher Friedensprozess? Der ist in den amerikanischen Universitäten in weite Ferne gerückt.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hey, habe ich versucht, E-Mail in Bezug auf dieses Thema aber aren? T in der Lage, Sie zu erreichen. Bitte E-Mail mich, wenn Sie einen Moment. Dank.

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag. Bewundern Sie die Zeit und Mühe, die Sie in Ihrem Blog und detaillierte Informationen bieten..

Anonym hat gesagt…

MTV 2010Awards

Gute Neuigkeiten

Wir stimmen wieder absolut nicht überein mit der diesjährigen mtv 2010awards Entscheidung.

Bitte geht zu unsere kleine Webumfrage

http://micropoll.com/t/KEcJnZBNrh


Lady Gaga kann doch wirklich nicht besser sein als Sting

Diese Umfrage wird unterstützt von MTVawards 2010 sponsor femmestyle
[url=http://www.femmestyle.de]brustvergrößerung plastische Chirurgie[/url]


Nächstes mal muss wieder unbedingt um einiges gerechter werden.